Wiese Bild: Nahid Abedian Zadeh ©

ZAN-Art – Meine Philosophie

„ZAN“ – das sind mehr als drei Buchstaben. ZAN steht für meine Initialen von rechts nach links gelesen, denn von rechts nach links wird meine Muttersprache geschrieben. Und ZAN, das bedeutet in meiner Muttersprache „Frau“ und das eben bin ich: eine Frau, eine Frau, die malt, die mit Bildern ihre Gefühle ausdrückt und ihre Seele zeigt. ZAN-Art, das ist meine Welt und das ist meine Sprache.

Ich habe die erste Hälfte meines Lebens im Iran verbracht und die zweite Hälfte verbringe ich nun in Deutschland. So führe ich ein Leben mit zwei Kulturen. Für meine persischen Wurzeln bin ich dankbar und ebenso dankbar für mein liberales und freies Leben in Europa. Manchmal aber sind diese beiden Kulturen schwer miteinander zu verbinden.
Ich sitze auf zwei Stühlen ohne einen eigenen Sitzplatz, so fühlt es sich manchmal für mich an.

Meine Bilder zeigen diese beiden Kulturen, ihre Einflüsse, sie zeigen, was uns vereint, aber auch was uns trennt.
Ich fühle mich in Deutschland angekommen, willkommen. Hier habe ich Freunde, meine Wohnung, meinen Arbeitsplatz. Aber ich fühle mich zeitweise auch als nicht dazugehörig, denn da sind Dinge, die uns trennen. Die Sprache zum Beispiel, die nicht meine Muttersprache ist und die mich immer wieder an Grenzen stoßen lässt.
Vielleicht ist die Malerei, die Kunst für mich auch gerade hier so wichtig geworden, denn die Kunst beginnt wo Sprache und Gestik aufhören.

Dorf im Iran
Fotografie: Nahid Abedian Zadeh ©

Leben in zwei Welten

Meine Wurzeln liegen im Iran, geprägt von persischer Kultur und Geschichte. Es sind Werte wie Zusammenhalt, Gastfreundschaft, Großzügigkeit, Ehrlichkeit, Fleiß und Ehrgeiz, die mich dort geprägt haben. Vieles davon habe ich auch in Deutschland wiedergefunden. Es gibt vieles, das uns verbindet.
In Deutschland gelernt habe ich vor allem Strukturiertheit, Pünktlichkeit und die Sorge um mich selbst.

Heute kann ich sagen: Ich lebe in zwei Welten mit zwei Kulturen in meinem Herzen.

In zwei Welten leben, das führt so manches Mal zu einem Ungleichgewicht. Mal ist die eine Welt etwas schwerer, mal die andere. Die Kunst, der keine Grenzen gesetzt sind, ist gleichzeitig der Schauplatz meiner Horizonterweiterung und der Weg zu meinem inneren Gleichgewicht. Sie ist ein Ausdruck meines Strebens nach Harmonie.

Anfang
Nahid Abedian Zadeh ©

Die Kunst der Gegensätze

In mir existieren Gegensätze und die spiegeln sich in meiner Kunst wieder. Das gilt für meine gesamte Kunst, ob es nun meine Gemälde sind, meine Fotografien oder meine Collagen.

Eine Konstante in meinem Leben und in meiner Kunst ist die Natur, die Pflanzenwelt. Ich bin mit ihr aufgewachsen. Die persische Kunst ist geprägt von floralen und bunten Ornamenten. Schauen Sie sich nur die weltbekannten Perserteppiche an.

Wie einzelne Elemente, teils Blüten, teils Verschnörkelungen, ineinander übergehen, miteinander verbunden sind, fasziniert mich. Es begeistert mich, wie die grenzenlos erscheinenden Zeichnungen und Strukturen, die sich in einem endlosen Kreislauf aufbauen, sich wiederholen und wieder zueinander finden. Sie sind wie der Kreislauf des Lebens, sind vertraut, sie sind Grenzenlosigkeit und Offenheit.

Diese Offenheit der traditionellen Malerei ist für mich die Brücke zur modernen Malerei, zur Abstraktion. Es ist der Spielraum für freie Interpretationen und für Spontanität. Abstrakte Malerei mit orientalischen Mustern und europäischen Expressionismus zu kombinieren ist eine spannende Aufgabe. Sie zu kombinieren bedeutet zwei Kulturen zu vereinen und gleichzeitig ihre Unterschiede aufzuzeigen.

Wenn man Grenzen überwindet und Freiheit walten lässt – so wie ich es in der Malerei tue – eröffnen sich sich neue Welten an deren Unterschieden und an deren Vielfalt man sich erfreuen kann. Für mich ist es wichtig die Gegensätze, aber auch die Solidarität zu zeigen. In meiner Kunst geht es um das Zusammenwirken zweier Kulturen, zweier Welten und den Gewinn, der für beide daraus entstehen kann.

Acryl-Bild Nahid Abedian
Acryl-Bild
Nahid Abedian Zadeh ©

Meine Philosophie und ihre Wurzeln

Eine offensichtliche Botschaft ist nicht das Ziel meiner Kunst, sondern Freiraum. Freiraum für eigene Gedanken, eigene Gefühle, eigene Interpretationen und vor allem Freiraum für Schönheit. Mit meiner Kunst möchte ich die Aufmerksamkeit des Betrachters gewinnen, die Fantasie anregen und emotional berühren.

Inspiriert und beeinflusst wurde ich durch viele Stilrichtungen. Da ist natürlich die alte persische Kunst, aber auch der Impressionismus, der Realismus, der Expressionismus, der Jugendstil. Sie alle haben mich auf meinem Weg geprägt, sie haben Spuren in meiner Kunst hinterlassen.

Gerhard Richters Wolkenbilder haben mich fasziniert, ebenso wie seine Art unscharfer und abstrakter Bilder. Der Jugendstil fasziniert mich vor allem durch seine Übernahme traditioneller persischer Kunst. Es sind Paisleymuster und ihre Abwandlungen, die sich hier immer wieder finden, ebenso wie florale Motive. William Morris, Otto Eckmann, Gustav Klimt, Hermann Obrist, August Endell, die Künstler der Mathildenhöhe in Darmstadt, sie alle sind mir Anregung und Vorbild zugleich. Sie übernahmen Anregungen aus der ostasiatischen Kunst ebenso wie aus der islamischen, minoischen, keltische und japanischen Kunst. Aus diesen vielgestaltigen Wurzeln gestalteten sie Neues und Lebendiges – so wie ich.